Strukturen der Bildersprache

Was ist Mythos? - Astrologie 2.0

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2015, ca. 303 S., kart.

ISBN: 978-3-944615-29-5       

20,00 €

 

 

Das Buch nähert sich aus fünf verschiedenen Perspektiven dem Thema Mythos. Am Anfang steht eine allgemeine Begriffsdefinierung und eine astrologische Annäherung. Im zweiten Teil geht es um die Konzeptionen der philosophischen Anthropologie, die den Mythos als eine Vorform rationaler Welterklärungen sah. Es folgt eine Neuordnung der historischen Zeitalter nach dem Schlüssel der Altersspirale. Der vierte Teil behandelt die Vorstellungen Niklas Luhmanns über das Thema Mythos. Schließlich bleibt ein Überblick über die Begründer der Psychoanalyse, die die Mythologie therapeutischem Arbeiten zugänglich gemacht haben. 

 

Eine zweite deutlich erweiterte Auflage in zwei Bänden ist in Vorbereitung. In Band 1  werden verschiedene Mythentheorien vorgestellt, u.a. von Levi-Strauss, Saussure, Wygotski, Lüthi, Durkheim, Dewey, Bettelheim, Propp, Jung, Eliade, Neumann, Göttner-Abendroth, Afanasev, Marcel, Kerényi, Bischof, von Franz, deMause, Huizinga, Barthes, Luhmann, Derrida, Safranski und Wardetzky. Es geht um Archetypen von Göttinnen, dem Konzept des göttlichen Kindes bei C.G. Jung und die Entwicklung des Herospotentials im Mann. Ausführlich werden Strukturen des Mythos an der Geschichte des Gralsmythos deutlich gemacht.

 

Der zweite Band ist rein astrologisch. Er enthält eine Erweiterung der Zeitalter und ihre typischen kosmologischen Ausdrucksformen. Auch das kommende Zeitalter wird ausführlich anhand der Mythen des momentanen Zeitgeists analysiert. Anhand der Stellung der Venus im  Horoskopen von Psychoanalytikern werden über 100 psychotherapeutische Methoden verglichen, in Zusammenhang mit der Astrologie gebracht und das Konzept von Ich-Ideal und Über-Ich anhand der Stellung von Mond und Saturn gedeutet. Schließlich geht es noch um Polarisationsthemen im Märchen im Zusammenhang mit Geschlechterunterschieden.

 

Eine zweite deutlich erweiterte Auflage in zwei Bänden ist in Vorbereitung. In Band 1  werden verschiedene Mythentheorien vorgestellt, u.a. von Levi-Strauss, Saussure, Wygotski, Lüthi, Durkheim, Dewey, Bettelheim, Propp, Jung, Eliade, Neumann, Göttner-Abendroth, Afanasev, Marcel, Kerényi, Bischof, von Franz, deMause, Huizinga, Barthes, Luhmann, Derrida, Safranski und Wardetzky. Es geht um Archetypen von Göttinnen, dem Konzept des göttlichen Kindes bei C.G. Jung und die Entwicklung des Herospotentials im Mann. Ausführlich werden Strukturen des Mythos an der Geschichte des Gralsmythos deutlich gemacht.

 

Der zweite Band ist rein astrologisch. Er enthält eine Erweiterung der Zeitalter und ihre typischen kosmologischen Ausdrucksformen. Auch das kommende Zeitalter wird ausführlich anhand der Mythen des momentanen Zeitgeists analysiert. Anhand der Stellung der Venus im  Horoskopen von Psychoanalytikern werden über 100 psychotherapeutische Methoden verglichen, in Zusammenhang mit der Astrologie gebracht und das Konzept von Ich-Ideal und Über-Ich anhand der Stellung von Mond und Saturn gedeutet. Schließlich geht es noch um Polarisationsthemen im Märchen im Zusammenhang mit Geschlechterunterschieden

Einführungskapitel als pdf

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Aus dem Inhalt

 

Mythen sind grundlegend für das Verständnis von Astrologie. Ich habe soziologische und philosophische Ansätze durchforstet, um den Zusammenhang von Mythen und astrologischer Systembildung zu verstehen.


Drei Themenbereiche stehen dabei im Vordergrund:

 

1. Der Mythos bei Cassirer und Gehlen in der anthropologischen Philosophie.

2. Soziologische Systemtheorie

3. Sprachanalytische Modelle rund um die Bildung von Metaphern, Mythen und Analogien, von der Hermeneutik über den Konstruktivismus bis zum Poststrukturalismus.

 

Unsere Vorstellungen von der Welt entstehen im Zwischenraum der Sprache, die sich auf zukünftige Erwartungen richtend ein Bild von der Welt macht, dass im Moment der Formulierung immer schon Vergangenheit ist. Die sprachliche Realität ist immer bemüht, der Wirklichkeit nachzukommen. Die in ihr liegende Ordnung nötigt uns, bestimmten "Rahmen" zu folgen, Sprechmustern, die durch die Art des Diskurses und den Kontext vorgegeben sind. Daraus entsteht der Eindruck einer "Planbarkeit" der Zukunft. Astrologie in ihrer Arbeit an der "Ordnung der Mythen" und dem Versuch, subjektive Ereignisse an objektive Zeitläufe anzupassen hatte über Jahrtausende großen Einfluss auf diesen Diskurs, der die Einschließung der Konkretheit persönlicher Biographie und eigenen Erfahrungen in einen gesellschaftlichen Kontext begleitet, der immer auch ein politischer und dogmatischer ist.

 

Mythen sind mit Niklas Luhmann, dem Begründer der soziologischen Systemtheorie eine „operative Fixierung der Identität.“ [1] Sie machen es möglich, außerhalb des eigenen Systems liegende, unverstandene, fremde oder unlogisch erscheinende Angelegenheiten symbolisch greifbar und operabel zu machen.[2] Ernst Cassirer sieht in den Mythen Figuren, deren Wirkung besonders in Krisen eintritt, wenn die Vielfalt des symbolischen Denkens durch die Wucht des Schicksals eingeschränkt wird und affektive, mit Riten beladene Gefühls­gemeinschaften entstehen.

 

Für Arnold Gehlen, einem weiteren Vertreter der „philosophischen Anthropologie“, ist der Mythos ein Versuch, zwischen struktureller Gewalt und ursprünglichem Empfinden in einem performativen Akt (Ausdruck) zu vermitteln, und hat damit eine Entlastungsfunktion. Mythen helfen, Rituale zu kreieren, lebendige Rituale, die zur Entlastung des Alltags beitragen und lähmende Regeleinschränkungen in der spontanen Entäußerung durchbrechen. Das Leiden an den Folgen der Vernunft ist der Antrieb, sich den „natürlichen Fähigkeiten“ zu erinnern und die Kraft der Mythen lebendig zu halten. Die rationalen Kategorien der Astrologie helfen, sich dem persönlichen Mythos zu nähern.

 

Mythen erklären auf einfache Weise prototypische Funktionen des Lebens, deren ausführliche und genaue Erklärung und Problemlösung den technischen Eliten vorbehalten ist. Das Volk, in Unkenntnis der Entscheidungsprozesse der Eliten, stimmt sich mit den Mythen auf Handlungskompetenzen ein, deren volle Konsequenz ihnen mangels vernünftiger Erklärung verschlossen bleibt. Für Gehlen sprechen sich im Mythos Grunderfahrungen aus, die den Menschen in seiner Existenz betreffen. Das Erzählende des Mythos hält einen alternativen Umgang mit problematischen Situationen bereit, das die zukünftige Situation in der Vergangenheit begründen hilft. Das Problematisieren der Vergangenheit eröffnet in kulturellen Krisen allgemein neue Handlungswege in die Zukunft. Für Cassirer ist die Bedeutung eines sozialen Sachverhalts sowohl abstrakter als auch konkreter Natur. [… Das Verstehen von Bedeutung setzt die Fähigkeit voraus, Wirklichkeit und Möglichkeit strikt unterscheiden zu können…][4].

 

Jedes System hat seine Mythen, die es pflegt und durch die es sich selbst beschreibt. Die Justiz baut auf dem Mythos des Naturrechts (dass durch die Positivierung zwar relativiert, aber nicht beseitigt wird), die Wirtschaft auf dem Mythos des Wohlstandes und Wachstums für alle (was noch nie funktioniert hat), die Politik auf dem Mythos der charismatischen Führer, (der dann doch wieder enttäuscht), die Wissenschaft auf dem Mythos der Unendlichkeit menschlichen Erkenntnisvermögens über die Welt (dessen Grenzen dann bei dem einfachsten Pflanzengift deutlich werden) usw. Die Unterscheidung, was zum eigenen System gehört und was „Umwelt“ bleibt, ist nur über ein Bild, einen „Archetypus“ konstruierbar, der zwangsläufig mysteriös bleiben muss. Im Mythos des Umweltschutzes ist beispielsweise die „wahre, heile Natur“ in Unterscheidung zu der vom Menschen gemachten Umgebung die Ressource, die den Menschen erhält – unbesehen, dass der Mensch selbst zu diesen Ressourcen gehört, und dass es niemals eine vom Menschen und von menschlicher Entwicklung abgetrennte Natur geben kann. Die Synthese und die Überwindung der Trennung liegt in der Erkenntnis, sich selbst als Teil dieser (mystischen) Natur zu verstehen.

 

Auch die Astrologie hat ihren Mythos, den der Vorhersehung des Schicksals. Dieser Mythos ist weder aufzulösen noch zu beweisen, sonst wäre er kein Mythos. Wesentlich ist, dass Astrologie als System funktioniert und dem Einzelnen als Erkenntnisinstrument in der Praxis dient. Das kann sie, weil sie als „System der Mythen“ eine die Wirklichkeit rekonstruierende Funktion hat, sie ist sowohl Teil der normativen Gesellschaft, als auch nicht, da sie im Gegensatz zu anderen Systemen bestrebt ist, gleichzeitig mit ihren Operationen eine Synthese zu schaffen und damit Widersprüche in Echtzeit erzeugen muss. Genau darin besteht aber auch die gesellschaftliche Wirklichkeit außerhalb der perfektionierten Gesellschafts- und Kommunikationssysteme, ihre Aussagen können immer auch anders interpretiert werden. Sie beschreibt andere Systeme mit „eigenen Waffen“ und mischt geschickt ihre Prämissen darunter und öffnet damit Raum für überraschende Eigeninterpretation, die angesichts verfestigter Dogmen heilsam wirkt.

 

Das ist natürlich nur bedingt möglich, da wir (sprachliche) Anschauungen brauchen, um uns zu verständigen. Der Effekt der Beratung entsteht in dem Raum kreativer Schöpfung von einer Wirklichkeit, die diese Verständigung individuell sinnvoll macht und gleichzeitig bestehende Bewertungsmuster auflöst. Es ist klar, dass dabei keine "Zukunft geschaut" werden kann, sondern vielmehr die nichtsprachliche Gegenwart ihren Manipulationen bewusst wird, geregelte Abläufe zu schaffen und Weltbilder für verfestigen, die immer auch einen Ausschluss von Andersdenkenden bedingen.

 

Die Astrologie in ihrem universellen Anspruch an eine wertfreie Beratung und individuelle Unterstützung braucht diesen offenen Raum und den lebendigen, an seiner Mitwelt interessierten Menschen. Die Deutung eines Horsoskops lebt von der spontanen Anschauung und Umdeutung der Wirklichkeit, sie spielt mit den (Macht)Symbolen der Gesellschaft und schafft durch die Komplexität ihrer Ordnung einen individuellen Bedeutungsraum, der sich dem erschließt, der die Symbole auf sich anzuwenden weiß. Eine außerhalb gegebene Realität ist reine Fiktion, die Angleichung mit dem Lauf der Planeten nur ein Trick, unsere verfestigten Zeitvorstellungen zu überlisten und auf selbst wählbare, andere Skalen zu übertragen.

 

Das heißt nicht, dass Astrologie eine Fiktion ist. Im Gegenteil. Ihre Deutungen werden sehr konkret erfahren und haben zum Teil eine sehr hohe Evidenz. Ihr großer Einfluss auf unser Denken und Handeln erfordert deshalb einen besonders sorgfältigen Umgang mit jeglicher Dogmatik und darin liegt selbst die Hautpwirkung. Astrologie ist ein Instrument zur Verständigung zwischen mächtigen Sprachsystemen des Zeitgeistes und kulturell gepflegter "Volksweisheit". Was wir heute als Aberglaube und Mystik abtun, hat einen viel breiteren Raum in unserer öffentlichen Wahrnehmung, als wir das wahrhaben wollen. Je normaler der Umgang mit Esoterik, alternativen Heilweisen und anderen spirituellen Lebensweisen wird, desto leichter ist es, die universellen Symbole der Astrologie im Alltag zu integrieren und damit auch der wissenschaftlichen Arbeit zugänglich zu machen. Dies wird aber nicht in zehn Jahren geschehen. Es ist ein Prozess, der uns mit dem Menschsein und den Konflikten der Moderne vertraut macht und von uns eine Haltung verlangt. Und um es noch einmal zu wiederholen: In dieser Haltung liegt der Effekt der Beratung.

 

[1] Niklas Luhmann, Brauchen wir einen Neuen Mythos? In Soziologische Aufklärung 4, Seite
254ff.

[2] New Age und Esoterik ist ein modernes Beispiel der Einlagerung „fremden“ Gedankengutes über den Mythos

[3] Ernst Cassirer, Der Mythos des Staates, 1985

[4] Ernst Cassirer, Versuch über den Menschen, F. 1990