Sechs Ebenen von Rollenspielen

Duale Rollen sind dafür da, das Gleichgewicht wiederherzustellen, das in der komplementären Rolle verloren geht. Es geht um codierte Kommunikationsmöglichkeiten, innerhalb derer neue Ebenen der Beziehung erschlossen werden können. Ein männlicher Anwaltsgehilfe aus unterem Milieu und eine weibliche Ärztin aus 'gutem Hause' können sich auf anderen Ebenen der Kommunikation treffen als die ihrem Status entsprechenden und die verschiedenen Hierarchien durchbrechen, die die Gesellschaft konstituieren.

 

Planet

Zeichen

Dichotomie

Rolle

Dualismus

Ebene

Mond

Sonne

Krebs

Löwe

Es

Über-Ich

Versorger

Leitbild

Unbewusst

Bewusst

Vorbildfunktion, Autorität, Leitbildspiegelung

Venus

Mars

Stier

Widder

Anima

Animus

Muse

Aktivist

Weiblich

Männlich

Geschlechtliche Rolle

Sexustypische Gebärden

Neptun

Uranus

Fische

Wasserm

Kollektiv

Individuum

Bystander

Kreativgeist

Einheitlich

vielfältig

Spezielle Fähigkeiten

Gruppeninteressen

Jupiter

Saturn

Schütze

Steinbock

Wert

Norm

Wohltäter

Bewahrer

erweiternd

begrenzend

Schicht, Abstammung, Milieu, Zugehörigkeit,

Merkur

Pluto

Zwilling

Skorpion

Medien

Subkultur

Influencer

Gatekeeper

Mainstream

Underground

Öffentliche Meinung

Präsentes Wissen

Lilith

Chiron

Waage

Jungfrau

Konsens

Vernunft

Vermittler

Kritiker

empatisch

rational

Diskursethik, Prozess- und Lösungsorientierung

 

Das Spiel der Autoritätsrollen setzt voraus, dass einer die charismatische Rolle eines positiven Leitbildes übernimmt (Sonne), und der anderen durch das Suchen von Nähe, Geborgenheit und echten Gefühlen (Mond) dieses Leitbild in seine Stärke bringt. Eine Autorität ohne ‚Follower‘ ist sinnlos. Als Kinder waren wir alle Bewunderer unserer Eltern (primären Erzieher) und die Art und Weise, wie diese ihre Autorität ausgeübt haben, hat uns für unser Leben geprägt. Die Entwicklung der eigenen Autorität befähigt uns dazu, beide Rollen als positiv wahrzunehmen und uns selbst zurückzunehmen, so dass auch andere Menschen in ihre Autorität hineinwachsen können. Derartige Prägungen konstellieren sich im Familienbild und setzen sich dann durch entsprechende Erfahrungen mit den Institutionen der Gesellschaft fort. So suchen wir das jeweils gegenüberliegende Leitbild in bestimmten Phasen des Lebens, in der eine äußere Entwicklung stattfindet – da wo wir uns praktisch an Abläufe der Gemeinschaft anpassen müssen und unsere eigene Position finden.[1]

 

Geschlechterrollen entstehen in der Partnerschaft von zwei Menschen. Der eine übernimmt dabei den aktiven Part (Mars) und der andere den Passiven (Venus). Die Geschlechterrollen sind nicht zu verwechseln mit der Rolle von Mann und Frau in der Gesellschaft, die auch eine soziale Normen geprägte ist. In der Partnerschaft geht es um die private Rollenaufteilung – die Beteiligten spiegeln sich Gegenseitig das Bedürfnis, mal die Initiative zu übernehmen (Mars) und mal sich hinzueben (Venus). Einer übernimmt die aktive Führungsrolle übernehmen und dies ist aufgrund der Kompetenz im familiären Bereich oft die Frau. Ähnliches gilt auch für homosexuelle oder transsexuelle Paare, wie es Christoph Weidner in seinem Artikel zur astrologischen Genderfrage beschreibt.[2] Dass die Astrologie den Planeten Mars mit Männlichkeit in Verbindung bringt und die Venus mit Weiblichkeit folgt einer gesellschaftlichen Konvention, die dem Primat der Wirtschaft und Politik geschuldet ist. Dort dominieren männlich geprägte Rollenmuster, denen allerdings häufig ihr partnerschaftliches Pendant fehlt. Wir würden das Prinzip Mars völlig falsch deuten, wenn wir in ihm nicht die aktive weibliche Kraft in der Partnerschaft erkennen können und seinem Pendant, der Venus, eine angemessene Rollenverschreibung beispielsweise als sorgender Vater oder die Karriere seiner Frau unterstützender Hausmann. Natürlich immer in Angesicht der damit verbundenen Schwierigkeiten der sozialen Erwartungen und Enttäuschungen.

 

Die nächsten beiden Ebenen betreffen den Unterschied von sozialer Gruppe und sozialer Schicht. Aus letzterer bringen wir einen gewissen Habitus mit, der uns spezielle Positionen innerhalb von Primärgruppen einnehmen hilft, die je nach Zielorientierung aus verschiedensten Menschen und Interessen zusammengesetzt sein kann. Was sich in solchen informellen Gruppen immer wieder konstelliert, sind besondere Leistungen einzelner Menschen (Uranus) als transpersonale Rolle. Damit sie ihren eigenen Weg gehen können, braucht es eine kollektive Haltung der Zurückhaltung und spiritueller Unterstützung (Neptun). Anders als die Leitbildorientierung der Autoritätsrollen geht es weniger um Charisma als um eine spezielle Fähigkeit. Der Erfolg einer Gruppe hängt wesentlich davon ab, wie sie ihre ‘Genies’ integrieren kann und ihnen Freiräume verschafft. Es kann jedem zustehen, diese Rolle situativ abhängig auszufüllen, wenn man an das Bild einer Horde in der Steinzeit denkt, die verschiedenste Aufgabenstellungen zeitnah bewältigen muss, um zu überleben und es der persönlichen Fähigkeiten eines jeden bedarf, um Lösungen zu finden. Religionen halten institutionalisierte Rituale bereit, um größere Gruppen zur Zurückhaltung und altruistischen Motiven zu bewegen, damit einzelne Freigeister eine Chance haben. Diesem Leitbild folgen die Geschichten von Jesus, Krishna, Mohammed, Buddha, Zarathustra, Laotse, genauso wie die von Bill Gates, Steve Jobs, Larry Page, Sergey Brin, Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos.

 

Habituelle Rollen setzen voraus, dass jemand gewöhnlich innerhalb einer bestimmten Gesellschaftsschicht eine Regelfunktion innehat, die ihm durch Gesetz oder stille Einigung ermöglicht, Gesetze vorzugeben (Saturn). Die Aufgabe der anderen ist es dann, diese Funktionen zu erweitern und auf neue Situationen umzusetzen (Jupiter).  Manche Menschen bevorzugen klare Regeln, vorgegebene Prozessabläufe und eine nüchterne Kommunikation konservativ operierender Schichtungen (Saturn). Andere Menschen lassen die Zukunft lieber unreglementiert und äußern sich in liberaler Weise spontan und offen (Jupiter). Damit die Gesellschaft nicht in übertriebenen Regularien erstickt braucht es die Rolle derjenigen, die sich für Toleranz und Transparenz einsetzen (Jupiter). Beide ‚Habitate‘ hängen miteinander zusammen. Ohne wohlwollende Mentoren und optimistische Unterstützung haben es kontrollierende Rollen schwer, die ihnen angetragenen Aufgaben flexibel umzusetzen. Justiz, Polizei und Verwaltung brauchen die Unterstützung von Menschen, die wohlwollend mitdenken und die Motive der Menschen hinterfragen (entsprechend beliebt sind Krimi- oder Arztserien). Jede Schicht hat mit Bourdieu ihre spezifischen Regularien und ungeschriebenen Gesetze, die von klein auf verinnerlicht werden und die nicht einfach gewechselt werden können. Jeder Mensch bringt einen spezifischen Habitus seines Milieus mit, in dem er  groß geworden ist, und der ihn in Bezug auf Normen und Werte in großem Maße vorprägt.

 

Medialrollen entwickeln sich dort, wo öffentliche Meinung institutionalisiert wird. Moderne Gesellschaften mit Ausdifferenzierung ihrer Funktionssysteme haben komplexe Abläufe entwickelt, wie Meinung ‘gemacht’ wird. Tonangebend sind nicht die Plattformen des Mainstreams (Merkur), sondern die ‘Meinungsführer des Undergrounds’ (Pluto). Noelle Neumann beschreibt es als Mechanismus der Schweigespirale, dass Menschen dem folgen, was sie glauben, dass die Mehrheit denkt. Soziale Zustände ändern sich deshalb meist nur langsam. Ein Meinungsumschwung geschieht dann, wenn es dem Meinungsführer einer Gruppe trotz Widerstands seitens der Mehrheit gelingt, überzeugende Alternativen zu entwickeln (Pluto). Ohne die täglichen Darstellungen in den Medien, Gegenüberstellungen und Bildhaftmachungen in den Zeitungen, im Fernsehen, im Internet und im Radio (Merkur) könnten diese Alternativen allerdings nur schwer ins Bewusstsein der Mehrheit gelangen.

 

Es bleibt als sechstes die Auseinandersetzung im Diskurs, der das Ziel der Konsensfindung hat. Hier geht es nicht mehr um Meinungsmache, sondern um Miteinander und Konfliktlösung. Diskursrollen setzen Faktenwissen und genaue Kenntnis der Sachlage voraus (Chiron). Konflikte können gelöst werden, wenn sich die Akteure auf einen Konsens zubewegen und empathisch auf den vermeintlichen Gegner eingehen; Fragen stellen, andere Perspektiven wählen, Teilerfolge akzeptieren und die eigene Betroffenheit zum Ausdruck bringen (Lilith). Heute hat jede größere Firma, Partei oder Verwaltungsebene Schlichtungsstellen und eine Kommunikationskultur, die Konflikte begleitet und in die Entscheidungsfindungen einbettet. Die Rollen sollten für die Dauer des Diskurses beibehalten werden;   ein diskursorientierter Mensch (Lilith) darf sich nicht plötzlich als Prinzipienreiter von reinen Faktenexpertisen generieren (Chiron); das erfordert seine Rolle, damit die nötigen Distanz und Differenzen geschaffen werden kann, aus der eine Synthese und Entwicklung für die anderen möglich sind. So ist Meinungsbildung immer ein Kompromiss mit dem Unvollkommenen und die Suche nach einer allgemeinen Aussage, die für alle verbindlich sein könnte.